Fermentation zu Hause: Sauerkraut, Kimchi und Co. selbst herstellen

Fermentierte Lebensmittel selbst herstellen

Fermentation ist eine der ältesten Methoden der Lebensmittelkonservierung und erlebt heute eine wahre Renaissance. Zu Recht - denn fermentierte Lebensmittel sind nicht nur länger haltbar, sondern auch reich an probiotischen Bakterien, die unsere Darmgesundheit fördern. Lernen Sie, wie Sie diese Jahrtausende alte Kunst zu Hause anwenden können.

Was ist Fermentation?

Fermentation ist ein natürlicher Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Bakterien oder Hefen Zucker und Stärke in Lebensmitteln abbauen und dabei Säuren, Gase oder Alkohol produzieren. Dieser Prozess konserviert nicht nur die Lebensmittel, sondern verändert auch ihren Geschmack, ihre Textur und ihre Nährstoffzusammensetzung.

Bei der Milchsäuregärung, die für Sauerkraut und andere fermentierte Gemüse verwendet wird, entstehen Milchsäurebakterien, die das Wachstum schädlicher Bakterien verhindern und gleichzeitig probiotische Eigenschaften haben.

Fermentation in Deutschland

Deutschland hat eine lange Tradition der Fermentation:

  • Sauerkraut: Seit dem 17. Jahrhundert ein Grundnahrungsmittel
  • Sauerteigbrot: Traditionelle Brotkultur mit wilden Hefen
  • Salzgurken: Klassische deutsche Essiggurken
  • Kefir: Fermentierte Milch aus dem Kaukasus, in Deutschland sehr beliebt
  • Kombucha: Das fermentierte Teegetränk erobert deutsche Küchen

Gesundheitsvorteile fermentierter Lebensmittel

  • Probiotika: Unterstützen die Darmflora und das Immunsystem
  • Verbesserte Verdauung: Fermentation macht Nährstoffe besser verfügbar
  • Vitamine: Fermentation kann den Gehalt an B-Vitaminen erhöhen
  • Antioxidantien: Fermentierte Lebensmittel enthalten oft mehr Antioxidantien

Grundausstattung für die Fermentation

Das brauchen Sie für den Einstieg:

  • Einmachgläser: Saubere Gläser mit Schraubverschluss
  • Fermentationsgewichte: Halten das Gemüse unter der Salzlake
  • Küchenwage: Für genaue Salzmengen
  • Scharfes Messer: Zum Zerkleinern des Gemüses
  • Große Schüssel: Zum Mischen und Massieren
  • Holzstampfer: Zum Verdichten des Gemüses

Rezept: Klassisches Sauerkraut

Das Grundrezept für selbstgemachtes Sauerkraut:

Zutaten:

  • 1 kg Weißkohl
  • 20g Meersalz (2% des Kohlgewichts)
  • Optional: Kümmel, Wacholderbeeren, Lorbeerblätter

Anleitung:

  1. Kohl vorbereiten: Äußere Blätter entfernen, Kohl vierteln und Strunk entfernen. Kohl fein hobeln.
  2. Salzen: Kohl in eine große Schüssel geben, Salz darüber streuen und 10 Minuten ziehen lassen.
  3. Massieren: Kohl kräftig mit den Händen kneten, bis reichlich Flüssigkeit austritt (5-10 Minuten).
  4. Würzen: Optional Gewürze hinzufügen und untermengen.
  5. Einpacken: Kohl fest in saubere Gläser drücken, sodass er von seiner eigenen Lake bedeckt ist.
  6. Beschweren: Fermentationsgewicht auflegen, Glas locker verschließen.
  7. Fermentieren: Bei Raumtemperatur 3-4 Wochen stehen lassen, täglich kontrollieren.

Fermentationstipps

  • Temperatur: Optimal sind 18-22°C
  • Salzgehalt: 2-3% des Gemüsegewichts
  • Sauberkeit: Alle Utensilien gründlich reinigen
  • Geduld: Fermentation braucht Zeit - nicht zu früh öffnen

Internationales Ferment: Kimchi

Kimchi ist das koreanische Pendant zum deutschen Sauerkraut und wird immer beliebter:

Zutaten für Kimchi:

  • 1 Chinakohl (ca. 1 kg)
  • 60g Meersalz
  • 2 EL Gochugaru (koreanisches Chilipulver)
  • 4 Knoblauchzehen, gehackt
  • 1 Stück Ingwer (2cm), gerieben
  • 4 Frühlingszwiebeln, geschnitten
  • 1 EL Fischsauce (oder Sojasauce für vegane Version)

Zubereitung:

  1. Chinakohl in 5cm Stücke schneiden und 2 Stunden in Salzwasser einlegen
  2. Kohl abspülen und abtropfen lassen
  3. Paste aus Chili, Knoblauch, Ingwer und Fischsauce mischen
  4. Kohl mit Paste und Frühlingszwiebeln vermischen
  5. In Gläser füllen und 3-5 Tage bei Raumtemperatur fermentieren
  6. Danach im Kühlschrank lagern

Sauerteig - Die Kunst der Brotfermentation

Ein aktiver Sauerteigstarter ist die Grundlage für authentisches deutsches Brot:

Sauerteig ansetzen:

  • Tag 1: 50g Roggenmehl + 50ml Wasser mischen, abgedeckt bei Raumtemperatur stehen lassen
  • Tag 2-7: Täglich die Hälfte wegwerfen, 50g Mehl und 50ml Wasser hinzufügen
  • Ab Tag 7: Der Starter sollte sich verdoppeln und angenehm sauer riechen

Pflege des Sauerteigs:

  • Tägliche Fütterung: Bei Raumtemperatur täglich füttern
  • Kühlschrank: Einmal wöchentlich füttern
  • Zeichen der Aktivität: Blasenbildung, Größenzunahme, saurer Geruch

Fermentierte Getränke

Auch Getränke lassen sich wunderbar fermentieren:

Wasserkefir (Japanische Kristalle):

  • 3 EL Wasserkefir-Kristalle
  • 3 EL Zucker
  • 1 Liter Wasser
  • Optional: Trockenfrüchte, Zitronenscheiben

24-48 Stunden fermentieren lassen, abseihen und genießen. Die Kristalle können immer wieder verwendet werden.

Kombucha:

Für Kombucha benötigen Sie einen SCOBY (Symbolic Culture of Bacteria and Yeast) und süßen Tee. Der Fermentationsprozess dauert 7-14 Tage.

Wichtige Sicherheitshinweise

  • Sauberkeit: Alle Utensilien gründlich reinigen, aber nicht sterilisieren
  • Salzmenge beachten: Zu wenig Salz kann zu Schimmelbildung führen
  • Anzeichen für Verderb: Schimmel (meist weiß oder grün), übler Geruch, schleimige Konsistenz
  • Temperatur kontrollieren: Zu warm kann schädliche Bakterien fördern
  • Erste Hilfe bei Problemen: Bei Schimmel das komplette Glas entsorgen

Fermentationskalender

So planen Sie Ihre Fermentation über das Jahr:

  • Frühling: Radieschenkimchi, fermentierte Frühlingskräuter
  • Sommer: Gurken, Bohnen, Tomaten fermentieren
  • Herbst: Sauerkraut, Rotkohl, Kürbis fermentieren
  • Winter: Fermentierte Vorräte genießen, Sauerteig pflegen

Troubleshooting

Häufige Probleme und Lösungen:

  • Zu salzig: Beim nächsten Mal weniger Salz verwenden, aktuelles Ferment länger reifen lassen
  • Zu weich: Kürzere Fermentationszeit oder in den Kühlschrank stellen
  • Schimmel: Komplett entsorgen, beim nächsten Mal mehr Salz verwenden
  • Keine Aktivität: Wärmeren Ort suchen oder Salzgehalt überprüfen

Fazit

Fermentation ist eine faszinierende Kunst, die Geduld und Übung erfordert, aber unglaublich lohnend ist. Beginnen Sie mit einfachen Projekten wie Sauerkraut und arbeiten Sie sich zu komplexeren Fermentationen vor. Ihre Darmgesundheit und Ihr Gaumen werden es Ihnen danken!

Vergessen Sie nicht: Fermentation ist ein lebendiger Prozess. Jeder Ansatz ist ein bisschen anders, und das macht den Reiz aus. Experimentieren Sie, lernen Sie aus Fehlern und genießen Sie die Vielfalt der Aromen, die Fermentation bietet.